Bienenzuchtverein Aschaffenburg-Damm 1843 e.V.

Ältester Bienenzuchtverein Bayerns

Geschichte

175-jähriges Vereinsjubiläum

Am 05.08.2018 feierten wir unser 175-jähriges Vereinsjubiläum.

Bei strahlendem Sonnenschein verbrachten wir einen gemütlichen Tag mit zahlreichen Festgästen. Nach einem würdigen Festgottestdienst, den Pfarrer Stolzenberger sehr schön gestaltete und auch mit dem Thema Bienenpassend anreicherte, zog die Gesellschaft zum Festplatz wo zahlreiche Festredner sehr interessante Grußworte und Vorträge darboten.

Besonders hervorzuheben ist die Rede von Staatsminister Prof. Dr. Bausback, der von seinen Bienenerlebnissen als Junge berichtete als sein Großvater Josef Schindele, ein ehemaliges Ehrenmitglied unseres Vereins, ihn immer wieder mit zu den Bienen nahm und ihn so für diese Tiere begeistern konnte.

Am Nachmittag wurde dann unter dem Interesse von zahlreichen Besuchern und Mitgliedern auch anderer Bienenzuchtvereine unser neuer Lehrbienenstand eingeweiht. Hierbei konnten die Interessierten auch einen Blick in eines der Bienenvölker werfen, das zu Demonstrationszwecken geöffnet wurde. Ein weiterer Hingucker unser Lehrbienenstands, ein äußerst komfortables Insktenhotel, wurde ebenfalls ausgiebig bestaunt.

Aber auch unsere Austellung von Beuten und Imkermaterial auf dem Festplatz fand rege Beachtung und lud zu informativen Gesprächen ein.

Allen Helfern und Gästen danken wir an dieser Stelle für einen schönen Jubiläumstag, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Chronik des Vereins

Quelle: Chronik von Josef Spatz 1969

Um das Jahr 1840 trafen sich die Imker des Dorfes Damm erstmalig zu Aussprachen über die Bienenhaltung.
Gleichwohl entschloss man sich erst 1843/44 zur Gründung eines Vereins, der den Namen „Bienenkränzchen Damm“ erhielt. Die Gründungsmitglieder des Vereins waren zunächst ausschließlich aus Damm, im Laufe der Zeit schlossen sich aber auch Auswärtige dem Verein an. So waren Mitglieder aus Aschaffenburg, dem Vorspessart aber auch aus den Spessartgemeinden Heigenbrücken und Mespelbrunn bis hin zu einem Director Caspari aus dem fernen Brüssel als Mitglieder Ende des 18 Jahrhunderts verzeichnet und dokumentierten das große Ansehen des Vereins.

Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass um das Jahr 1880 die Bienenhaltung eine schwere Krise durchlief, da, so die Begründung eines damaligen Mitglieds, die Deutsche Biene zunehmend durch die Krainer- und Italienerbiene verdängt wurde. Inwiefern diese Begründung zutreffend war, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden.
Die Verluste waren gleichwohl dramatisch. Im Jahre 1880 wurden 260 Völker eingewintert, davon gingen 87 im folgenden Frühjahr an der Ruhr ein.
Im darauffolgenden Jahr konnten gar nur 19 Völker ausgewintert werden.

Ebenfalls sehr nachteilig für die Bienenhaltung erwies sich die Einführung der Petroleumlampe. Das bis dahin verwendete Rapsöl wurde nicht mehr benötigt, weshalb sich sich der Rapsanbau deutlich reduzierte. Zudem belasteste auch das Ende der Dreifelderwirtschaft in den 1890er Jahren die Imkerei schwer.

Indes, die genannte Krisen scheinen die Tatkraft nicht negativ beeinflusst zu haben. Ganz im Gegenteil!
Immer wieder wird der innovative Geist der Mitglieder hervorgehoben. So berichtet die Chronik von einer Räuchermaschine, die ein Mitglied erfunden hat, von einer praktischen Verbesserung der Dzierzonschen Beute und von einer „Befestigung von Kunstwaben in Rähmchen“, die das Mitglied Heinrich Spangenberger beim Deutsch-Österreichischen Bienentag 1881 in Erfurt präsentierte.

1881 wird erstmals erwähnt, dass monatliche Versammlungen im Gasthaus „Zur Biene“ in Damm abgehalten wurden.

Auf einem weiteren Deutsch-Österreichischen Bienentag in Frankfurt wurde dem Vereinsmitglied Stork die Silbermedaille für die Ausstellung von Bienen in einem Glaskasten und die Ausstellung eines Volkes mit Glasglockenaufsatz verliehen.

Geschichtlich sehr interessant ist die Tatsache, dass im Gegensatz zu heute, stechlustige Bienen nicht negativ betrachtet wurden. Vielmehr betrachtete man damals aggresive Bienen als gesunde Bienen!
Ebenfalls interessant ist die Tatsache, dass vereinsintern Honigpreise festgelegt wurden, die die Imker einzuhalten hatten. So wurde beispielsweise 1908 ein Preis von 1,20 Mark für das Pfund Honig aufgerufen. Das entspräche heute (2016) einem Wert von ca. 6 Euro.
Mitglieder, die ihren Honig billiger verkauften, mussten eine Konventionalstrafe an die Vereinskasse zahlen.

Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges ruhte das Vereinsleben und auch in den darauffolgenden Jahren war die Beteiligung und das Interesse am Verein eher gering. Der Zuckermangel und die Inflation führten dazu, dass sich die Bienenhaltung verteuerte. Die schwierige wirtschaftliche Situation der Imkerei wird dadurch deutlich, dass das Pfund Honig nur 1,70 Mark einbrachte, das Pfund Zucker allerdings schon 36 Pfennige kostete.
Dennoch konnte im Frühjahr 1926 an der Lohmühle ein eigenes Bienenhaus errichtet werden.

Erst mit dem 2. Weltkrieg erlebte die Bienenhaltung wieder einen Aufschwung. Die mangelhafte Lebensmittelversorung und das Bestreben, im Honig ein Tauschmittel zu haben, führten dazu, dass der Verein 1941 beinahe dreimal soviele Bienenvölker unterhielt als noch 10 Jahre zuvor.
Nichtsdestotrotz, der Krieg und vor allem die andauernde Bombadierung Damms waren sehr ernste Probleme. Womöglich um dieser Tristess entfliehen zu können, wurde 1944 ein Bienenwagen angeschafft, der jedoch schon nach kurzer Zeit bei einem Bombenangriff zerstört wurde.

Da das 100-jährige Bestehen des Vereins in diese schwierige Zeit zwischen zwei Weltkriege fiel, entschloss man sich, erst 1950 dieses Jubiläum mit einer großen Veranstaltung zu feiern.

Der geschichtliche Abbriss von Josef Spatz endet mit der Dokumentation zweier Vereinsziele bei der Generalversammlung 1963.
Zum einen die Zucht von leistungsfähigen reinrassigen Carnica-Königinnen, zum anderen regelmäßige Wanderungen in den Spessart, die bereits Ende des 19 Jahrhunderts durchgeführt wurden und dem Verein auch in den kommenden Jahren gute Erträge beschweren sollten.

Die Chronik von Josef Spatz endet am 15.11.1969.

In seiner Chronik zeigt Josef Spatz auf, wie engagiert, einfallsreich und innovativ die Dämmer Imker auch in sehr schwierigen Zeiten ihrer Leidenschaft nachgingen. Dies sollte uns und auch den nachfolgenden Imkergenerationen als Vorbild dienen, um somit die große Tradition unseres Bienenzuchtvereins fortsetzen zu können.